Das modulare, serielle Bauen unter Einsatz der industriellen Vorfertigung hat sich im Lauf der letzten Jahre zwar etabliert, dennoch werden bis her immer noch nur höchstens fünf Prozent der aktuellen Neubauten in der zukunftsorientierten Bauweise realisiert. Dabei sind die Stärken der Modulbauweise signifikant und schon vor über 100 Jahren konnte man sich von der Leistungsfähigkeit der seriellen Fertigung überzeugen, als die ersten Autos und wenig später andere Verkaufsgüter über die Fließbänder liefen. Gerade aktuelle Probleme könnten mit mehr Modulbauprojekten zumindest angegangen werden. Dazu gehören der Mangel an Wohnraum, langwierige Planungs- und Bauprozesse, Material- und Fachkräftemangel. Zudem lässt sich das modulare Bauen wunderbar mit einer weiteren im Trend liegenden Entwicklung kombinieren, der Digitalisierung. Denn am Computer können frei kombinierbare Bausätze entwickelt werden, die in der Fabrik vollautomatisch zusammengebaut werden. Dabei können alle für den Bau relevanten Zahlen verändert und angepasst werden.
Schon vorher gebaut
Der Schlüssel, um die Vorteile des Modulbaus gegenüber der konventionellen Bauweise – wie Baukosten und Bauzeitreduktion – zu erreichen, liegt in der Vorfertigung der Module. Durch diese Vorarbeit können die einzelnen Elemente auf der Baustelle einfach montiert und mögliche Mängel auch frühzeitig behoben werden. Zudem erlaubt der Einsatz von Planungssoftware und automatisierten Prozessen flexible Arbeitsläufe, die mit weniger Fachkräften durchgeführt werden können. Sind die Module erstmal als Daten erfasst und zudem mögliche Mängel – sogar im Praxistest erkannt und korrigiert – können sie für eine Vielzahl neuer Projekte wieder hergestellt und auf bestimmte Gegebenheiten angepasst werden. Sie können dann für den Wohnungsbau, Bürogebäude, Schulen, Kindergärten, Pflegeheime, Hotels und für zahlreiche weitere Gebäudearten eingesetzt werden. Die Elemente können auch oftmals nach der – zum Beispiel temporären – Nutzung wiederverwendet werden. Dies trägt zu einer nachhaltigeren Bautätigkeit bei. Die Vorteile des Modulbaus sind also vielfältig: mehr Planungssicherheit, geringere Bauzeit, geringere Abhängigkeit von Witterungseinflüssen, Kosteneinsparungen, weniger Schutt auf der Baustelle, weniger Lärm vor Ort und weniger Baumängel aufgrund besserer Qualitätssicherung. Neben den Vorteilen bei Produktion und Montage präsentieren sich die modernen Modulbauten mit einem hohen ästhetischen Anspruch an Design und Architektur.
Planung am Computer
In den letzten Jahren werden einige bemerkenswerte modulare Bauvorhaben in die Tat umgesetzt. Digitale Planungskonzepte helfen dabei, den individuellen Gestaltungsansatz des Architekten und den Anspruch des Bauherrn zu erfüllen. Mit speziellen Softwareprogrammen können die einzelnen Module leicht systematisiert werden: Mit dem BIM-Verfahren (Building Information Modeling) können einfache und komplexe baurelevante Themen digital simuliert und analysiert werden. Dadurch entstehen Planungs-, Logistik- und Montagestandards, die dafür sorgen, dass gleiche Flächen und Konstruktionen – wie etwa Büroräume oder Sanitärbereiche – nur einmal geplant werden müssen. Dann können die Elemente in der Regel komplett industriell vorgefertigt und auf der Baustelle montiert werden. Zudem ermöglicht die Digitalisierung der Planung, dass kleine Veränderungen an Bauteilen ohne viel Aufwand vorgenommen werden können. Komplizierte Konstruktionen wie bei Fassaden oder Dächern können so vereinfacht werden. Das erlaubt Planern, auch herausfordernde Aufgaben durch individuelle Lösungen zu realisieren. Dadurch wird erreicht, dass die Vorteile wie kurze Bauzeit und hohe Funktionalität erhalten bleiben, aber eine anspruchsvolle Architektur entsteht.
Richtige Materialwahl
Bei der Wahl des Materials steht besonders Holz hoch im Kurs, denn Holzmodule, auch mit komplett ausgebauten Wohnungen, sind leicht, gut transportfähig und auf der Baustelle schnell montiert und angeschlossen. In nur wenigen Tagen sind sie bezugsfertig. Auch im Bezug auf eine nachhaltige Bauweise hat Holz viele Vorteile. Wenn nur Holz verwendet wird, ersetzt es dabei andere Stoffe, wie Beton und Kunststoff. Es reguliert die Luftfeuchtigkeit, ist für Allergiker und Asthmatiker gesundheitsfördernd und strahlt im Winter Wärme und im Sommer Kühle aus. Neben Holzmodulen nutzen Bauunternehmen vor allem Stahlmodule, Stahlbetonmodule und Hybridmodule aus Holzständerwänden und Betonfertigteildecken. Die Hybridbauweise führt die Stärken von Holz und Stahl zusammen, was neben der Stabilität auch Vorteile im Bezug auf einen effektiven Brandschutz bringt.
Zukunftsfähig machen
Das der Modulbau an Bedeutung gewinnt sieht man auch daran, dass das Thema immer häufiger Gegenstand von Kongressen und Messen ist. Denn über den Dialog zwischen Vertreter der Branche, potenziellen Bauherren und politischen Entscheidungsträgern ergeben sich Möglichkeiten, die Zahl von Modulbauprojekten weiter zu erhöhen. Außerdem können Probleme angesprochen werden und Lösungen gefunden werden. So kann die modulare Bauweise noch zukunftsfähiger werden.