Grundschule mit Turnhalle, Ammerbuch-Altingen

Qualitätsvolles Ensemble


Grundschule mit Turnhalle, Ammerbuch-Altingen

dasch zürn + partner, Stuttgart


Bei der Planung neuer Schulen ist es in in den letzten Jahren zu einem Umdenken gekommen. Im Zuge politischer Überlegungen und Initiativen bezüglich einer Reform der Schulen und des Bildungswesens sind auch die Gebäude selbst mehr in den Fokus gerückt: So sollen Räume geschaffen werden, die geeignet sind, Wissen an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Dabei ist das Ziel Schulen zu „bewegten Lernlandschaften“ zu machen, in denen flexibles und individuelles Lernen, das sich an den Bedürfnissen der Schüler und Schülerinnen sowie der neuen Arbeitswelt orientiert, möglich ist. Im Gegensatz zu der Modernisierung bestehender Gebäude gibt bei Schulneubauten die Möglichkeit, schon mit kleinen Details im Gesamtkonzept den politischen und gesellschaftlichen Forderungen näher zu kommen. Denn die neuen Bauten müssen verschiedenen Anforderungen gerecht werden: Neben einem anregenden und freundlichen Lernklima müssen sie auch die Voraussetzungen für erweiterte Unterrichtsformen bieten, die die Kinder und Jugendlichen auf die Veränderungen von Lebens- und Arbeitsbedingungen vorbereiten. Ebenfalls sollte das Thema Nachhaltigkeit und die Ressourcen schonende Bewirtschaftung dabei aufgegriffen werden. Die Gestaltung, die räumlichen Rahmenbedingungen und die Ausstattung von Schulen sind sehr wichtige und nicht zu unterschätzende Komponenten auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur.

In der Gemeinde Ammerbuch wurde 2022 eine zweizügige Grundschule mit einer Sporthalle in Ammerbuch-Altingen realisiert. Durch den Neubau soll der Bedarf an Grundschulklassen im Ortsteil Altingen langfristig gedeckt werden. Das bestehende Gebäude der Gemeinschaftsschule wurde abgerissen und die verbleibende Fläche für ein zukünftig geplantes Wohngebiet bereitgestellt. Nach den Plänen des Architekturbüros dasch zürn + partner ist ein qualitätsvolles, wirtschaftliches und nachhaltiges Gebäudeensemble entstanden, das auf die städtebaulichen und funktionalen Anforderungen sensibel und angemessen antwortet.

Architektonische Umsetzung

Um für Schüler, Lehrer und Besucher einen definierten „Ort“ mit hohem Identifikationswert zu schaffen, sind Schule, Sporthalle und Freiflächen zu einer Gesamtanlage verknüpft. Die Gebäude und Freianlagen fügen sich in die vorhandene Hangsituation ein. Ein die Kommunikation und das gemeinsame Spielen förderndes „Forum“ bilden nutzbare Sitzstufen, die auch den leicht abgesenkten Pausenhof im südlichen Grundstücksteil mit dem anschließenden Gelände verknüpfen. Die Baukörper von Schule und Sporthalle schirmen die Wohnbebauung gegenüber dem lärmintensiven Pausenhof ab.

Die plastische Ausformung des Baukörpers wird durch eine einheitliche Materialwahl gestärkt: Die geschlossenen Außenwandflächen sind mit gebranntem Klinker bekleidet. Die Gebäude sind als Massivkonstruktionen mit tragenden Wandscheiben und Stützen ausgeführt. Dabei wird die Aussteifung bei der Schule über Sanitärkerne und Treppenhäuser und bei der Sporthalle über die Umkleide- und Geräteraumspange sowie die Giebelwände gewährleistet. Für die Schule wurde eine klassische Flachdachvariante gewählt, während die Sporthalle über Geschossdecken und ein Dach als Binderkonstruktion verfügt. Für den optimalen Lichteinlass bei gleichzeitiger Dämmung sorgt eine Dreifachverglasung der Fenster. Verschattung an heißen Tagen bietet ein motorisch betriebener, außenliegender Sonnenschutz und zusätzlich ein innenliegender Blendschutz.


Einladende Gebäudeorganisation

Die Zugänge zu Grundschule und Sporthalle erfolgen über einen angemessen dimensionierten Vorplatz von der Schulstraße aus. Beide Eingangshallen sind innenräumlich miteinander verknüpft. Die Zweigeschossigkeit und offene Verbindung zwischen den beiden Stockwerken erleichtert die Orientierung im Gebäude. Der allgemeine Unterrichtsbereich mit Klassen- und Kursräumen sowie der Kunstraum und der Lehrerbereich befinden sich im Obergeschoss. Der Ganztagesbereich, der Mehrzweckraum und allgemeine Räume lagern sich erdgeschossig um den zentralen Erschließungsbereich. Die neue Grundschule ist öffentlich und einladend konzipiert. Sie zeichnet sich im Inneren durch ein harmonisches Zusammenspiel von Sichtbeton und Oberflächen aus Weißtanne aus. Die Einrichtung richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder.

Nachhaltige Bewirtschaftung

Für eine energieeffiziente Nutzung der Gebäude erfolgt die Wärmeerzeugung durch ein Vollwärmecontracting der Stadtwerke Tübingen im Heizraum der Schule. Hierzu wurde von den Stadtwerken ein gasbetriebenes BHKW sowie ein Gasbrennwertkessel zur Spitzenlastabdeckung installiert. Eine Fußboden- bzw. Sportbodenheizung sorgt für eine gleichmäßige Wärmezufuhr in der Sporthalle und dem gesamten Schulgebäude. Die Warmwassererzeugung erfolgt für den Umkleidebereich der Turnhalle über einen Heizungspufferspeicher, welcher von den Stadtwerken mit Wärme versorgt wird. Mit einer direkt angeschlossenen Frischwasserstation wird im Durchlaufprinzip das warme Wasser bereitgestellt. Die weniger frequentierten Entnahmestellen in der Schule werden mittels elektrischer Durchlauferhitzer mit Warmwasser versorgt. Zusätzlich zur natürlichen Lüftungsmöglichkeit über die Fenster wurde eine mechanische Lüftung mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad eingebaut, welche die erforderliche Raumluftqualität gewährleistet sowie die Nachtauskühlung unterstützt. Der nötige Strom wird durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt.


dasch zürn + partner

Die beiden Architekten Joachim Zürn und Helmut Dasch lernten sich bei Behnisch & Partner kennen und gründeten 1986 das Architektenbüro dasch zürn architekten in Stuttgart. Von 1995 bis 2012 firmierte das Büro mit Kay von Scholley als drittem Partner unter dem Namen dasch zürn von scholley. Seit 2017 ist Sebastian Kittelberger offiziell gleichberechtigter Partner. Fortan firmiert das Architekturbüro unter dem Namen dasch zürn + partner. Sebastian Kittelberger leitet das Büro in München. An den beiden Standorten Stuttgart und München arbeiten ca. 30 Mitarbeiter*innen an anspruchsvollen Projekten. Vorwiegend wird national für öffentliche Auftraggeber gebaut. Der Schwerpunkt liegt auf Schulen, Feuerwehren, Veranstaltungsgebäuden, Sportstätten, Kirchen und anderen öffentlichen Bauprojekten. Dabei ist die Teilnahme an Architekturwettbewerben für das Büro von zentraler Bedeutung. Ein Großteil an Aufträgen wird aus gewonnenen Wettbewerben generiert. Ob Neu- oder Umbau, ob Erweiterungen oder Modernisierung – dank ihrer umfassenden Ausbildung sind die Architekt*innen in allen Bereichen kompetente Ansprechpartner. Es wird auf Kommunikation und Austausch gesetzt. Gemeinsam im Team werden Ideen entwickelt und kreative Prozesse gesteuert.

Projektinformationen

Objekt: Grundschule mit Turnhalle, Ammerbuch-Altingen

Architekten: dasch zürn + partner, Stuttgart
(www.dzpa.de)


Fotos: dasch zürn + partner/ArchitekturImBild, Bernhard Tränkle


U.A. BETEILIGTE FIRMEN

Edbauer & Dormeyer GmbH
D-72401 Haigerloch-Gruol

mmo-metallbau GmbH
D-71034 Böblingen