HOCHMODERNES GESAMTKUNSTWERK
Die über Jahre und Generationen gewachsene Landwirtschaft mit angeschlossener Gastronomie stand weniger am Punkt einer inhaltlichen Neuorientierung, vielmehr sollte die schon gelebte achtsame Lebensweise im Gebauten manifestiert, für die Betreiber selbst und für die Gäste nutz-, spür- und sichtbar werden. Die Herausforderung bestand darin, eine von Naturerlebnis geprägte Situation und einen hoch anspruchsvollen, zeitgemäßen Gastronomiebetrieb innerhalb einer harmonischen Gesamtlösung in die Zukunft zu führen. Das Neue darf sichtbar sein, demonstriert Lebensperspektive des 21. Jahrhunderts abseits der Stadt, verknüpft mit dem Knowhow des 21. Jahrhunderts. Darüber hinaus ist dieses Projekt Teil des Forschungsprogramms „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Die bestehenden Gebäude – vorhandene Küche, Beherbergung, Steinhaus, Holzhaus sowie Landwirtschaft – wurden durch PPAG architects durch relevante neue Bauten ergänzt. Dies sind eine moderne Küchenerweiterung, ein Salettl, zwei Glashäuser – warm und kalt –, spezielle Mitarbeiter- und Gästeunterbringung, sowie die Erweiterung sichtbarer und unsichtbarer Infrastruktur. Durch unterschiedliche, zurückhaltende Eingriffe bilden Bestandsgebäude und Zubauten ein dörfliches Ensemble im Maßstab der ländlichen Bebauung. PPAG architects haben zudem zahlreiche Details wie organomorphe Türgriffe, 3D-gedruckte Waschbecken und raumwirksame Holzlamellenvorhänge entworfen, die dem Projekt die Dimension einer Art hochmodernen Gesamtkunstwerkes verleihen und die Besucher*innen in eine ungewohnte Bergwelt entführen.
BESTAND WURDE „DURCHGEKEHRT“
Der Bestand, also das Steinhaus aus dem 17. Jahrhundert und das Holzhaus sowie Teile der Küche, wurden ordentlich „durchgekehrt“, was den Häusern guttut und die schönen alten Strukturen hervorbringt. Was brauchbar ist, blieb, vieles wurde hergerichtet sowie neue Möbel eigens gestaltet. Neu dazu kamen sichtbare Weinkeller für Rot-, Weiß-, und Schaumweine, ein Hofladen, moderne Toiletten im Untergeschoss und kontrastierende Übergänge zum neu errichteten Salettl sowie der Schankkuchl. Auf die Nutzung hochwertiger, lokaler Materialen und traditioneller Handwerkstechniken im Einklang mit einer zeitgenössischen Gestaltung wurde besonders geachtet. Die Hangverläufe änderten sich trotz maßgeblicher Baumaßnahmen so gering wie nur möglich. Der Aushub wurde am Areal wieder eingepflegt. Die Positionierung der neuen Gebäude im Verhältnis zum Bestand und die sich dazwischen entfaltenden Wegerelationen sprechen die selbstverständliche Sprache vernakulärer Bauweise. Die Übergänge zwischen den Zonen sind trotz Radikalität der Neubauten harmonisch und selbstverständlich, die gesamtheitliche Wirkung ist letztlich in gewissem Sinn unaufgeregt normal. Erneuerung, bewusst, in jeder Faser, aber ohne unnötige Übertreibung.
FLEXIBLE RAUMNUTZUNG
Das neue Salettl bildet zusammen mit dem bestehenden Steinhaus und Holzhaus ein differenziertes Gastraumangebot, das unterschiedliche Vorstellungen von Gastlichkeit und Atmosphäre bedienen kann. In Ergänzung zum Bestand ist es offen und transparent mit Ausblick auf die umgebende Natur. Die räumliche Behaglichkeit kommt von flexiblen, veränderbaren Holzlammellenvorhängen und Wandverkleidungen aus Bio-Wollfilz. Dank der verschiedenen Positionierungen von 26 Lamellenvorhängen aus Eiche, die von der Decke hängen, ergeben sich unterschiedliche Nutzungsszenarien im Salettl. Es kann auf einfache Weise, rasch und unkompliziert eine Vielzahl von verschiedenen Raumbereichen erzeugt werden. Die Fassadenverkleidung aus Alusion-Aluminiumschaum und die Kubatur des Daches signalisieren Zukunftsgewandtheit im Einklang mit Tradition und der umgebenden Landschaft.