Mehrfamilienhaus „Jünoki", Balzers

Ausdrucksstarke Dynamik


Mehrfamilienhaus „Jünoki", Balzers

indra+scherrer architektur, Schaan (Liechtenstein)


Der Wohnungsbau hat in den letzten Jahren an Bedeutung im öffentlichen Diskurs gewonnen. Besonders in Ballungsräumen und Großstädten sind dabei die Themen Wohnungsraumknappheit und Mietsteigerungen die beherrschenden Punkte. Im Zuge dessen steht aber auch immer die Gestaltung im Fokus. So entwickeln die Architekten in ihren Entwürfen die Möglichkeiten weiter, den vorhandenen Platz effektiv zu nutzen. Modelle des Microliving werden von Innenarchitekten vorangetrieben. Zudem ist es für die Planer wichtig, dass sich die Wohnungsbauten auch sinnvoll in die umgebende Bebauung einfügen. Dabei kommt auch der Fassade eine besondere Bedeutung zu. Sie bestimmt den ersten Eindruck und ist das Aushängeschild des gesamten Planungskonzepts eines Neubaus. Fügt sich das Haus in eine natürliche Umgebung, sollte sich im Erscheinungsbild im Idealfall die landschaftliche Topografie widerspiegeln.

Balzers ist eine Gemeinde im Oberland des Fürstentums Liechtenstein. Sie befindet sich in der südwestlichsten Ecke in Liechtenstein. Mit rund 4.500 Bewohnern ist Balzers die viertgrößte Gemeinde des Fürstentums. Hier ist – eingebettet in die ländliche Umgebung – ein imposantes Mehrfamilienhaus im Dezember 2021 bezugsfertig übergeben worden. Dabei sticht besonders die moderne und prägnante Fassade des Gebäudes hervor. Durch die Toplage mit sehr großem Aussichtspotential haben die Bewohner durch die Fenster oder die Balkone einen wunderbaren Ausblick auf die nahegelegene Burg Gutenberg im Westen und im Osten die unverbaubare Bergkulisse. Für den Neubau wirkten die Architekten Patrick Indra, Rocco Cutieri, sowie auch der Bauleiter Simon Welte, vom indra+scherrer architektur Büro mit. „Mit dem Neubau Jünoki ist es uns gelungen, ein elegantes Gebäude zu erstellen, welches sich hervorragend in die Umgebung integriert. Auch der Innenausbau zeigt, dass mit viel Detailliebe gearbeitet wurde, so dass in jeder Hinsicht eine hochwertige Wohnqualität geboten werden kann“, erklärt Bauleiter Simon Welte.


ARCHITEKTONISCHES KONZEPT

Die Architekten und die Bauherrschaft kannten sich bereits aus zwei vorherigen Projekten, bei denen das Büro indra+scherrer architektur bereits verantwortlich war. Daher konnten die Planer mit einigen Freiheiten ausgestattet die Aufgabe angehen, einen Ersatzbau mit mehreren Wohnungen inklusive großzügiger Terrassen zu realisieren. Das Besondere dabei war, das die umliegende Bebauung von Einfamilienhäusern geprägt ist und ein Mehrfamilienhaus daher sorgsam integriert werden musste, um nicht wie ein Fremdkörper im Gesamtbild zu wirken. Entstanden ist ein modernes Wohnhaus, das sich durch seine Dreierstaffelung optisch zurücknimmt und sich smart in die Umgebung einfügt. Das Gebäude wurde in zwei 5.5 Zimmerwohnungen und einer 4.5 Zimmerwohnung unterteilt. Die Grundrisse sind eingeteilt in Wohn- und Schlafbereich mit Masterbedroom. Die gesamte Wohnfläche des Mehrfamilienhauses beträgt 485 Quadratmeter. Die zwei großen Wohnungen verfügen jeweils über 165 Quadratmeter und die Attikawohnung bietet Platz auf 153 Quadratmetern. Zu allen Wohnungen gehört auch eine Doppelgarage. Der Entwurf für das Gebäude orientierte sich hauptsächlich an der ostseitig gelegenen Bergkulisse, was sich in der Dynamik und Farbe der Gebäudehülle niederschlägt. So wechselt die vorgehängte Fassade ihre Farbe zwischen Braun und leicht Silber. Die Balkonbrüstungen wurden gewissermassen den Höhenlinien des Bergverlaufes nachempfunden, dadurch zeigt sich eine zurückhaltende Wildheit und die lineare Strenge der Balkone wird aufgelöst. Praktischerweise konnte so auch problemlos auf eine Kurve auf der Südseite bei der Planung reagiert werden. Das Gebäude erinnert ein wenig an einen urbanen in der Umgebung verankerten, mineralischen Pyrit. Verstärkt wird dies durch die kantige Ausbildung der Fenster und Brüstungen ohne Abdeckungsvorsprünge.

KOMFORTABLE INNENRÄUME

Bei der Innengestaltung wurde der Fokus auf wertige Materialien und ein hohen Wohnkomfort gelegt: Die Bodenbeläge im Schlafbereich und Wohnbereich sind mit Parkett und in den Nasszellen mit keramischen Fliesen ausgestattet. Viel Platz und Gestaltungsfreiheit lässt die sehr offene Küche mit Kücheninsel. Ebenfalls besonders sind das variable Büro und die großzügigen Bäder mit den großen Duschen sowie den dynamisch abgesetzten Wandplatten. In dem Masterbedroom, der in jeder Wohnung vorhanden ist, wurde eine begehbare Ankleide fertig eingebaut und den Mietern zur Verfügung gestellt. Die Terrassen sind mit keramischen Platten versehen worden und vergrößern so optisch den Wohnraum. „Die Bauherrin hat uns informiert, dass ein Mieter fünf Sofas mitbringt und diese in der Wohnung auch wirklich platzieren werde. Da war ich gespannt. Aber tatsächlich wurde dies so verwirklicht und ich muss gestehen, die Wohnung hat ein spezielles Flair erhalten und ist eine gelungene Einrichtungsvariante. Nicht alltäglich aber cool. Ein Vorteil war sicher, dass das Büro im Wohnbereich variabel gestaltet oder auch weggelassen werden konnte“, erzählt Geschäftsführer Patrick Indra und resümiert: „Es ist ein sehr gelungenes Projekt, es enstanden drei großzügige Wohnungen mit dynamischem Erscheinungsbild und zurückhaltender Farbe. Wir wünschen der Bauherrschaft viel Freude mit diesem Objekt und bedanken uns herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen. Ebenfalls ein großes Dankeschön an alle mitwirkenden Planer respektive Unternehmer für ihren Einsatz und an alle Nachbarn für ihre Gelassenheit während der Bauzeit.“

Projektinformationen

Objekt: Mehrfamilienhaus „Jünoki", Balzers (Liechtenstein)

Architekten: indra+scherrer architektur, Schaan
(www.indrascherrer.li)

Fotos: Pascal Büchel


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